Trabant Z1: Einsatz auf vier Rädern – Folge 1: Der antifaschistische Schutzwall

 

Willkommen in der Welt des Trabant Z1

 

Folge 1 kommentiert von René Meier

 

Wir schreiben den 1. Mai 1988. Der Hörfunk der DDR startet eine große Propagandaoffensive, um der ost- als auch der westdeutschen Jugend zu zeigen, wie cool der Sozialismus ist. Ganz nach dem Vorbild beliebter amerikanischer Serien hat man eine Agentenserie produziert, die sich ganz und gar nicht an bekannte etablierte Erzählformen hält.

 

Doch das Projekt war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Man muss sich das wohl so vorstellen: Es ist der 1. Mai 1988, 14:07 Uhr: im Osten sind alle Leute auf den Straßen, um sich tolle Panzer- und Militärparaden anzusehen und im Westen... ja was meint ihr? Habt ihr damals im Westen Ostradio gehört?

 

Praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit ging diese Folge auf Sendung. Auch bei mir war es blanker Zufall, dass ich diese Folge aufnehmen konnte. Ihr wisst doch sicher, wie wir in den 80ern Musik aus dem Radio aufnahmen, um bloß keine Schallplatten kaufen zu müssen. So war es bei mir auch. Ich weiß gar nicht mehr, welches Lied ich unbedingt haben wollte, aber dann landete das Senderrädchen beim Hörfunk der DDR und nahm die erste Folge Trabant Z1: Einsatz auf vier Rädern auf.

 

Ich war sofort angefixt und wollte mehr. Doch das gestaltete sich äußerst schwierig, denn es gab keine festen Sendezeiten. Wann immer der Sender der Meinung war, jetzt könnte eine Folge kommen, dann haben sie sie gesendet. Man hielt sich dabei auch nicht an die vorgegebene Reihenfolge. So kam der dritte Teil der BRD-Trilogie mal ganz spontan nach der Weihnachtsfolge (oder besser gesagt Jahresend-Folge, wie es ja in der DDR offiziell hieß). Sehr ärgerlich, denn Trabant Z1 hatte schon in den 80ern eine fortlaufende Geschichte mit Handlungsbogen.

 

Ich erinnere mich noch daran, wie ich als kleiner Junge die gesamten Sommerferien das Radio laufen ließ, nur um eine neue Folge zu hören. Ich möchte nicht wissen, was mein Freundeskreis gedacht hat, aber wahrscheinlich sowas wie „der Spinner hört schon wieder den Zonensender“. Ja, ich hätte auch lieber die damals völlig neuen Privatsender gehört – aber da lief ja kein Trabant Z1.

 

Auch hinter den Kulissen hat es wohl sehr stark gekriselt. Michael Ritter, welcher in der Serie den Stasi-Agenten Rothart Becker sprach, drückt es in seiner Autobiografie so aus:

 

„Für mich war dieses lieblose Einfach-Weg-Senden nicht zu ertragen. Der Michi lässt sich nicht einfach so verheizen! Als mir zu Ohren kam, dass der Sender immer dann eine Folge sende, wenn der Moderator auf Klo ging oder sich in die Kantine verdrückte, ist mir der Kragen geplatzt. Ich ging bei Sabine vorbei und redete mit ihr und Roland*. Gemeinsam platzten wir beim Sender rein und hauten gehörig auf den Tisch. Sie hätten das sehen sollen: Die drei Lackaffen, die zuvor noch Folge 25 umgeschnitten hatten, waren plötzlich soooo klein mit Hut. Ja da zeigte sich wieder: Leg dich nicht mit dem Michi an!“

 

Michael Ritter: Ich gab euch meine Stimme – Autobiografie von 1992 – Seite 128f.

 

*Gemeint sind Sabine Bukovski und Roland Bukovski. Roland war der Autor der Serie und seine Tochter Sabine sprach ab Folge 2 die Rolle der Petronella Sonderschicht.

 

Und jetzt legt los! Ladet euch die Folge runter und schwelgt in Erinnerungen. Und merkt euch bitte: Für uns Fans heißt die Serie bis in alle Ewigkeit Trabant Z1 und niemals Knut Rider!

 

1. Mai 1988, 14:07 Uhr: Niemand, aber wirklich niemand hört auf diesem Bild den Hörfunk der DDR.

Trabant Z1: Einsatz auf vier Rädern – Folge 1: Der antifaschistische Schutzwall

Download Folge 1:

Der antifaschistische Schutzwall

Trabant Z1: Einsatz auf vier Rädern – Folge 1: Der antifaschistische Schutzwall

Livestream Folge 1:

Der antifaschistische Schutzwall

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Jede Saga hat ihren Anfang. Das Schöne bei Trabant Z1: Einsatz auf vier Rädern ist, dass man nicht einfach mittendrin anfängt, sondern, dass Rotharts Rekrutierung und die Vorstellung unseres Lieblings-Trabbis Knut auch ausgespielt werden. Gleich der erste Einsatz unseres antifaschistischen Duos geht in die Vollen und zeigt, dass man bei dieser Hörspielserie nicht gekleckert hat, sondern geklotzt. Eine riesige Armee greift die Deutsche Demokratische Republik an und während ein ungewöhnliches Bewerbungsgespräch geführt wird, greift sogar noch ein Uhrwerkbetriebener Riesenroboter an. Sowas hatten wir im Westen mit unseren Jugendbandenhörspielen nicht.

 

Neben Rothart Becker haben Oberst Karl-Rosa, Knut der Wundertrabant, der Graf und Messer-Ede haben hier ihren ersten Auftritt. Niedlich finde ich, dass Rothart mit Nachnamen Becker heißt. Damals war im Westen ein gleichnamiger Tennisspieler sehr beliebt und ich wette, dass man sich mit diesem Kniff Zuhörer sichern wollte.

 

Ist euch auch die komische zeitliche Reihenfolge in der Folge aufgefallen? Wir können jedoch nur raten, wie häufig diese Pilotfolge umgeschrieben und umgeschnitten wurde.
Was man jedoch nur daran bemerkt, dass die zeitliche Chronologie nicht ganz stimmt. Am Ende der Folge, vor dem Abspann, sind wir bereits einige Tage nach dem großen Mauersturm, und nach dem Abspann ist noch einmal das Chaos vor der Mauer zu hören. Aber dennoch brillieren hier schon Hauke Ahlsfeld und Kurt Hasenbrück in ihren Rollen als Messer-Ede und Graf, welche sie in vielen späteren Folgen wieder aufnehmen sollten.


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