Dies ist das Ende
Folge 25 kommentiert von Martin Pollnitz
Hochverehrtes Publikum, endlich ist es wieder soweit, heute präsentieren wir voller Stolz, unsere letzte noch komplett erhaltene Episode von Trabant Z1: Einsatz auf vier Rädern. Größtenteils technisch neu aufbereitet, bildet Folge 25: Nach dem Sturm nun endlich wieder den Abschluss der kompletten Serie. Gleichfalls wird hiermit auch die fünfteilige sogenannte „Atomsaga“ geschlossen.
Doch was passierte eigentlich in den vorangegangenen vier Folgen? Auch hier müssen wir leider wieder einmal aus unserer Erinnerung schöpfen, da auch jene Folgen bislang unauffindbar sind. Hier noch einmal: Leute, meldet euch bei uns, wenn ihr noch einige Folgen der Serie mitgeschnitten habt! Bitte kontaktiert uns unter papierkorb(a mit Kringel drumherum)plotcast.de
Aber zurück zum Thema „Die Atomsaga“: Wie fast immer trachtete der Graf als Superschurke der Serie danach, den Sozialismus in der Welt vollkommen zu zerschlagen. Um dieses Ziel endlich zu erreichen, beschaffte er sich in Folge 20, möglicherweise auch 21, eine Atombombe, die er beabsichtigte in der Sowjetunion zu zünden. Doch ganz so einfach sollte sein Spiel nicht sein, waren doch Rothart, Petronella und Knut für den Frieden und Sozialismus unterwegs. Sie verfolgten ihn durch halb Europa und Asien, verhinderten mehrere Katastrophen und bedrängten ihn letzten Endes so stark, dass ihm am Ende nur die Flucht ans Schwarze Meer blieb. Die Atombombe hatte er jedoch mitgenommen und betätigte nun ihren Zünder. Alles scheint verloren!
Ja, genau, und eben hier setzt „Nach dem Sturm“ ein. Lehnen Sie sich entspannt zurück und genießen Sie die letzte Folge Trabant Z1, die in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich ist. Doch davon später mehr im Spoiler-Abschnitt, denn Michael Ritter hat dankenswerterweise etwas dazu in seiner Autobiografie geschrieben...
VORSICHT! AB HIER SPOILERGEFAHR.
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Das war ja wohl nichts! Nachdem man sich auf ein furioses Ende gefreut hatte, wurde die gesamte Atomsaga bereits im Teaser von Folge 25 lieblos aufgelöst. Und danach? Der Rest der Episode hat keine Handlung und wird nur mithilfe diverser Rückblenden auf ihre Länge gebracht. Entsetzlich! Als Fans waren wir damals vollkommen enttäuscht! Zumal die Rückblenden eklatante Fehler enthielten, doch dazu gleich mehr.
Denn aus heutiger Sicht sind wir natürlich froh, dass wir es geschafft haben, diese Folge zu konservieren. Dadurch kommen wir immerhin noch in den Genuss, einige wenige Ausschnitte aus den besten Folgen mit dem verrückten Wissenschaftler Doktor Drüpel und Rotharts Jugendliebe Cindy Solinski hören zu können. Da wird einem noch nach Jahren ganz warm ums Herz.
Toll war auch, dass sich Rothart am Staffel-Ende wirklich in Richtung eines DDR-James-Bond entwickelt hatte und knallhart durchgriff – „Ja, keine Spielereien mehr“. Staffel 2 hätte bestimmt eine neue Härte gehabt und zudem ein noch viel schöneres erotisches Wechselspiel zwischen Petronella und Rothart. Man hört es eindeutig im Tonfall Petronellas als das Gespräch auf Cindy Solinski fällt. Und seien wir mal ehrlich, welche Serie der 80er überzeugte denn schon komplett in der ersten Staffel? Wenn Sie mich fragen, keine.
So, nun leider zu den nicht zu überhörenden Fehlern.
Die erste Rückblicksequenz bereits ist eine Katastrophe! Wo kommt die her? Was sind das für Sprecher? Und vor allem, wo ist dort Petronella? Um die ging es doch, oder nicht? Hat da irgendein sozialistisches Laienensemble eine freie Interpretation von Trabant Z1 getanzt und sich mit ihrer Darbietung bis in den Sender durchgeschlagen? Verrückt!
Und dann noch die zweite Rückblende. Wieder falsch! Zwar stimmt diesmal die Episode, aber nicht der Zeitpunkt, denn beim ersten Aufeinandertreffen mit dem Grafen trägt Becker doch noch die schusssichere Weste! Wer hat denn da die Sequenzen rausgesucht? Oswald Paschulke?
Auch ein Punkt. Wer ist Oswald Paschulke? M.E. ist von dem in keiner Folge die Rede. Auch wenn uns zugegebenermaßen nicht alle Folgen vorliegen, so sind sich René und ich absolut einig: Oswald Paschulke hat es nie gegeben!
Weiter führt Rothart an, dass ein Sozialist immer im Dienst sei, sogar in Badehose. Aber nur um es noch in der gleichen Folge zu widerrufen, indem er sagt, ab Morgen sei er wieder im Dienst. Wie jetzt? War die Arbeitszeit am Strand plötzlich um? Und Rothart lässt den Hammer pünktlich um fünf fallen? Seltsam.
Und dann noch das Ende. Plötzlich gibt es bei dieser Folge keinen Abschluss-Teaser mehr nach der Schlussmusik. Ja hat denn die Regie den Selbstgebrannten getrunken, den Petronella Rothart andichten wollte? Hat man den einfach vergessen zu produzieren? Unter dem Motto „ach, das ist ja eh die letzte Folge“? Mir fehlt er auf jeden Fall. Und zu guter Letzt noch eine reine Geschmackssache. Was hat denn dieses alberne Publikum in dieser Folge zu suchen? War wohl mal wieder irgendein unausgegorener 80er-Jahre-Trend. Auch Michael Ritter, also Rothart Beckers Sprecher, hatte da seine eigene Auffassung von:
„... womit ich wieder einmal frage: Was kann noch schlimmer für einen Künstler sein, als ein Redakteur? Genau, drei Redakteure! Ein Beispiel? Kein Problem. Nachdem eigentlich Günther als Oberst Liebburg der Bösewicht im Fünfteiler hätte sein sollen, aber aus privaten Gründen leider nicht zur Verfügung stand, wusste zunächst keiner was man jetzt machen sollte. Aber wer mich kennt, der weiß, dem Michi fällt immer was ein. Und zack, warum kann nicht einfach der Graf wieder der Bösewicht sein? Passt doch perfekt! Und da ich noch andere gute Ideen hatte, war ich diesmal nicht nur als Sprecher, sondern auch als Autor mit an vorderster Front dabei. Roland war begeistert und so schrieb ich mit ihm seine Drehbücher um. Auch alle anderen waren begeistert und wir wussten, dass wir diesmal etwas ganz außergewöhnliches produzieren würden. Trabant Z1 war erwachsen geworden. Doch die bittere Pille kam als wir alles eingesprochen hatten, für Folge 20-24 genossen wir noch alle Freiheiten, als wir aber plötzlich richtig Erfolg mit unserer Serie hatten, waren da doch diese drei Redakteure, die natürlich auch etwas vom Ruhmeskuchen abhaben wollten. Also erschien einer nach dem anderen im Schnittraum und sie überboten sich an Blödsinnigkeiten. Doch wie immer blieb der Michi ruhig und sah zu, dass er noch rettet was zu retten war, auch wenn das Schiff schon Schlagseite hatte. Als mir diese Affen dann aber stolz ihre Schnittfassung der Folge 25 präsentierten, hätte ich ihnen am liebsten ins Gesicht gespuckt. Was hatten die sich dabei gedacht, das lachende Publikum unterzumischen? Und wo war unser furioses Ende? Plötzlich gab es in dieser Folge nur noch Rückblenden. Das wäre modern, meinte einer der Fatzkes und grinsten mir blöde ins Gesicht. Aber sowas lässt der Michi nicht auf sich sitzen. Die Tür habe ich geschmissen und sie blöd dastehen lassen. Nachts dann bin ich zurück ins Kopierwerk und habe unsere gesamten Aufnahmen gesucht. Jedoch waren die meisten, auf die wir richtig stolz waren, schon vernichtet. Also hat sich der Michi mit dem Material, das er noch finden konnte, ins Schnittstudio zurückgezogen und geschnitten was das Zeug hielt. Ich glaube, es war 7 Uhr morgens als ich das fertige Band zum sendbaren Material gelegt habe. Was soll ich sagen: Sie haben meine Schnittfassung auch gesendet! Einmal! Das war ein Riesentriumph für die gesamte Mannschaft. Da konnten sie danach noch tausendmal ihre Lachversion runtersenden, die ja auch noch etliche Fehler aufwies. Aber dieses eine Mal hat mir gereicht! Denn es ist Michis Schnittfassung, die sich in die Köpfe der Hörer gebrannt hat.“
Michael Ritter: Ich gab euch meine Stimme – Autobiografie von 1992 – Seite 126f.
Zu schade, wie gerne würde ich diese Folge endlich einmal ohne diese blöden Lacher hören...
Juli 1987: Die Sprecher bilden ein Komitee und besuchen das Schwarze Meer, um es auf Tauglichkeit für eine Hörspielausstrahlung zu testen.
Das Publikum, welches der Aufzeichnung beiwohnte, war handverlesen und zeichnete sich durch einen zertifizierten Sinn für Humor aus.
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Nach dem Sturm
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Nach dem Sturm
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Recht!
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